BFV-Newsletter 9/2011

connexx.av und der BundesFilmVerband (BFV) in ver.di wollen mit diesem monatlichen Newsletter für bessere Information und Transparenz bei den Beschäftigten der Produktionswirtschaft von Film- und Fernsehen sorgen. Insbesondere sollen hier film- und sozialpolitische Themen aufgegriffen werden. Der BFV bildet das gewerkschaftliche Netzwerk von Film- und Kulturschaffenden sowie allen anderen an der Film- und Fernsehproduktion beteiligten Beschäftigten. Er tritt für Kunstfreiheit und gerechte Arbeitsbedingungen ein. Als vorrangiges Ziel strebt er eine integrierte Interessenvertretung dieser Filmberufe in der zergliederten Branche gegenüber Sendern, Produzenten und der Politik an:
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Inhalt

  1. Tarifrunde für Film- und Fernsehschaffende - BFV in ver.di fordert kräftige Gagenerhöhung und schnellen Tarifabschluss, Verhandlungsbeginn am 12. Oktober
  2. Degeto – bei der Traumfabrik gehen die Lichter aus
  3. Die Gewerkschafter sind da: BFV-Setbesuche gehen ins vierte Jahr
  4. ver.di – und das Dokumentarfilmfest in Leipzig – eine langlebige Allianz
  5. Künstlerische Freiheit - entert die Piratenpartei das Urheberrecht?
  6. Respekt II: ZAPP startet Aufruf und sucht Film- und TV-Mitarbeiter von der Front!
  7. Meldungen
  8. Impressum / Abo


1. Tarifrunde für Film- und Fernsehschaffende - BFV in ver.di fordert kräftige Gagenerhöhung und schnellen Tarifabschluss, Verhandlungsbeginn am 12. Oktober

In die Tarifverhandlung für Film- und Fernsehschaffende geht der BFV in ver.di mit Forderungen nach kräftigen Gagenerhöhungen und erwartet einen zügigen Tarifabschluss. Die Wochengagen aller Filmschaffenden, beispielsweise zwischen 675 € für Produktionsfahrer und 2.673 € für Kameraleute, sollen um einen Sockelbetrag von 50 € und zusätzlich um 3,5 % ab Januar 2012 angehoben werden. Damit will ver.di für Filmschaffende, die nur für die wenige Wochen andauernde Produktion eines Kino- oder Fernsehfilms beschäftigt werden, in dieser Tarifrunde den Schwerpunkt auf Einkommensverbesserungen zum nächstmöglichen Zeitpunkt setzen. Gegenüber der Produzentenallianz hat ver.di den Tarifvertrag zum Ende des Jahres gekündigt und bereits für den 12. Oktober den ersten Verhandlungstermin vereinbart. Am selben Tag wird auch die Verhandlungsrunde für Schauspielerinnen und Schauspieler fortgesetzt, in der BFFS und BFV/ver.di eine Gagenhöhe für Berufseinsteiger und damit die Eindämmung eines fortschreitenden Gagenverfalls erreichen wollen.

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2. Degeto – bei der Traumfabrik gehen die Lichter aus

Jeder Filmschaffende, ob Schauspieler, Autor, Regisseur oder Kameramann, kennt das Dilemma: Keiner würde von sich behaupten, er wäre stolz, an einem Degeto-Projekt mitzuarbeiten. Doch wenn die Degeto Film GmbH, die Filmeinkaufsorganisation der ARD ruft, kann sich kaum einer dieser Filmschaffenden widersetzen. Denn die Degeto ist ein Riesenapparat, allein 2009 wandte sie für Lizenzeinkäufe, Auftrags- und Gemeinschaftsproduktionen, Kofinanzierungen, Materialbeschaffung und Synchronisation 426 Mio. Euro auf. Die Degeto beschäftigt um die 70 Mitarbeiter und zählt zu den wichtigsten Auftraggebern der deutschsprachigen Filmproduktionswirtschaft. Wer einmal bei ihr untergeschlüpft ist, gehört zur Degeto-Familie und findet in der Degeto einen dauerhaften, verlässlichen Arbeitgeber. Nun scheint sie sich übernommen zu haben, aktuell kann nichts mehr beauftragt werden. Angeblich sind sämtliche Projekte zunächst gestoppt worden, Produzenten, die mit Degeto-Redakteuren über eine Stoffentwicklung sprechen, berichten, dass ihnen mitgeteilt werde: Leider sei kein Geld vorhanden, um den Film vor 2014 umzusetzen. Ein Drama mitten aus der Realität bahnt sich an.

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3. Die Gewerkschafter sind da: BFV-Setbesuche gehen ins vierte Jahr

Es fing ganz harmlos an: Im Jahre 2008 war in der Vorstandsversammlung des Berliner regionalen Filmverbandes Piet F.* zu Besuch, ein Produktionsfahrer, der davon berichtete, dass in der Schweiz Setbesuche durch die dortige Gewerkschaft etwas völlig Normales seien. Die Filmschaffenden würden offen über ihre Arbeitsbedingungen reden, loben und kritisieren, die Gewerkschaftsvertreter versprächen, die Missstände zu beheben, wo möglich. Die Schilderungen Piet Fs., der es bei Jobs in der Schweiz erlebt hatte, dass Gewerkschaftsvertreter mit offenen Armen empfangen wurden, elektrisierten Kathlen Eggerling, die Gewerkschaftssekretärin des Vorstands vom BFV- Berlin/Brandenburg. Es bestand kein Grund für sie, warum es diese Setbesuche nicht auch in Deutschland geben sollte. Nachdem sie in Rom bei der Generalversammlung der Euro-Mei, einem Zusammenschluss europäischer Gewerkschaften, die zuständige Schweizer Gewerkschafts-Hauptamtliche getroffen hatte, stand ihr Entschluss fest: Setbesuche in der gleichen Art auch in Deutschland durchzuführen. Mittlerweile praktizieren Eggerling und ihr Team dies im vierten Jahr.

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4. ver.di – und das Dokumentarfilmfest in Leipzig – eine langlebige Allianz

Nicht jeder wird es wissen: Auch beim 54. Internationalen Festival für Dokumentar- und Animationsfilm DOK Leipzig (17. – 23. OKTOBER 2011) wird ver.di wieder sehr präsent sein. Die vereinte Dienstleistungsgewerkschaft vergibt den dotierten „Preis des ver.di – Fachbereiches Medien und Kunst“ an einen der Filme, die im internationalen Wettbewerb laufen. Darüber hinaus sind der BundesFilmVerband in ver.di - BFV und der Fachbereich Medien und Kunst vor zwei Jahren in die Riege der „Unterstützer des DOK“ aufgestiegen und wollten sich dieses Jahr erstmalig auch in der Praktikantenförderung engagieren. Doch DOK Leipzig konnte oder wollte die Mindestforderungen der Gewerkschafter für Praktikanten nicht erfüllen, so unterbleibt dieses Engagement wohl vorerst. Eine Forderung von ver.di-Sachsen und dem BFV an den Fachbereich Medien und Kunst, mit der die langfristige finanzielle Unterstützung von DOK Leipzig gewährleistet werden sollte, wurde Ende September mit einem Antrag in den Bundeskongress von ver.di eingebracht.

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5. Künstlerische Freiheit - entert die Piratenpartei das Urheberrecht?

Die Piratenpartei wurde in Schweden gegründet, mittlerweile gibt es Ableger davon in ganz Europa, ein schwedischer Abgeordneter saß sogar im Europaparlament, wenn auch nur kurz. Seit ihrer Gründung 2006 in Deutschland wurde viel geredet über die junge Partei. Und nach ihrem Achtungserfolg von 1,5% der Stimmen bei der letzten Bundestagswahl 2009, sind die Piraten 2011 zum ersten Mal in ihrer Geschichte in ein Länderparlament eingezogen und zwar mit satten 9 %. Das bedeutet, dass man sie nun nicht mehr als Eintagsfliege, oder als Berliner Phänomen abtun kann. Wofür stehen also die Piraten? Bei einem Blick in ihr Parteiprogramm, fällt einem schnell der § 3 auf: „Urheberrecht und nicht-kommerzielle Vervielfältigung“. Unter 3.1 fordern sie allen Ernstes: „Keine Beschränkung der Kopierbarkeit kreativer Werke, denn die Schaffung von künstlichem Mangel aus rein wirtschaftlichen Interessen erscheint uns unmoralisch, daher lehnen wir diese Verfahren ab.“ Müssen die Urheber also Angst um ihr Recht an ihren Werken bekommen, jetzt, wo die Piraten Erfolg haben?

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6. Respekt II: ZAPP startet Aufruf und sucht Film- und TV-Mitarbeiter von der Front!

Am 14. September 2011 berichtete das NDR Medienmagazin "ZAPP" über schlechte Arbeitsbedingungen von freiberuflichen Film- und TV- Mitarbeitern (Wir berichteten in der letzten Ausgabe 8/2011 unter „Respekt“ im BFV-Newsletter). Die Verantwortlichen von "ZAPP" hätten in dem Beitrag gerne auch die Sender mit konkreten Fallbeispielen konfrontiert, aber die interviewten Kollegen wollten keine Namen von Produktionsfirmen oder Sender nennen - aus Angst vor negativen Konsequenzen. "ZAPP" möchte jetzt einen Folgebeitrag zu dem Thema erstellen. Wir suchen nun nach freiberuflichen Film- und TV- Mitarbeitern, die konkrete Vorwürfe gegen Sender oder Produktionsfirmen stellen. Nur so kann "ZAPP" an die Verantwortlichen innerhalb der Sender und Produktionsfirmen herantreten und eine konkrete Stellungnahme fordern. „ZAPP“ ist klar, dass Kolleginnen und Kollegen, die in der Branche arbeiten und das auch weiter tun möchten, keine Vorwürfe öffentlich machen können. Vielleicht gibt es aber Kolleginnen und Kollegen, die "ausgestiegen" sind aus der Branche, oder "aussteigen" wollen - und so bereit wären, einmal "Ross und Reiter" zu nennen. Der Vorstand des BFV begrüßt diesen investigativen Journalismus von „ZAPP“ und ruft alle seine Mitglieder auf, die kein unnötiges Risiko damit eingehen, sich an der Öffentlichmachung der Missstände von Arbeits- und Leistungsbedingungen von „freien“ Film- und TV-Mitarbeitern zu beteiligen.


7. Meldungen

Hilder wird nicht Intendant des MDR

Nur 12 Rundfunkräte stimmten für ihn: Hilder wird damit nicht neuer MDR-Intendant. Der Chefredakteur der "Leipziger Volkszeitung", 52, ist bei der Wahl zum neuen MDR-Intendanten gescheitert. Im Rundfunkrat bekam er nicht die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit: nur 12 der 41 anwesenden Rundfunkräte stimmten bei der Wahl in Leipzig für Hilder, mindestens 28 Stimmen hätte er benötigt.

Fahrplan für Deutschen Filmpreis 2012 steht

Der Deutsche Filmpreis wird im kommenden Jahr am 27. April vergeben. Produzenten und Verleiher können noch bis zum 28. Oktober ihre Filme online unter www.deutsche-filmakademie.de anmelden. Für deutsche Spiel- und Kinderfilme gilt hierbei, dass sie zwischen 1. Dezember 2010 und 22. März 2012 mit mindestens fünf Kopien in den Kinos gelaufen sein müssen, Dokumentarfilme müssen im gleichen Zeitraum mindestens 35 Tageseinsätze im regulären Kinoprogramm vorweisen können. Aus den angemeldeten Filmen wählen drei noch zu bestimmende Vorauswahlkommissionen bis zum 11. Januar 2012 die Filme aus, die Chancen auf eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis haben. Die Nominierungen für den insgesamt mit 2,955 Mio. Euro dotierten Preis werden am 23. März 2012 bekannt gegeben.

Deutscher Filmpreis, die 2.: Dokumentarfilm erhält eine weitere Nominierung

Beim Deutschen Filmpreis 2012 wird es erstmalig eine dritte, dotierte Nominierung in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ geben. Kulturstaatsminister Bernd Neumann erklärte: „Mit meiner Entscheidung für eine dritte Nominierung in der Kategorie Dokumentarfilm wird der kontinuierlich wachsenden künstlerischen und wirtschaftlichen Bedeutung des Dokumentarfilms Rechnung getragen. Mit der zusätzlichen Nominierung, die mit einer Prämie von 100.000 Euro dotiert ist, konnte eine seit langer Zeit geführte Diskussion in der Filmbranche konstruktiv beendet werden. Auch die stets steigende Anzahl der Anmeldungen zum Deutschen Filmpreis in dieser Kategorie machen diesen Schritt sinnvoll.“ Bisher gab es zwei Nominierungen in der Kategorie Dokumentarfilm, die mit je 100.000 Euro dotiert waren. Der BKM wird diese Summe ab 2012 für die dritte Nominierung zusätzlich zur Verfügung stellen. Bernd Neumann betonte, dass die mit Vertretern der Deutschen Filmakademie geführten offenen und fachlich fundierten Gespräche maßgeblich zu dieser Entscheidung beigetragen haben.

Veranstaltungstipp: FilmStoffEntwicklung 2011 – Tag der Dramaturgie am 5. November in Berlin

Der Verband deutscher Film- und Fernsehdramaturgen, VeDRA, richtet bereits zum dritten Mal die Tagung „FilmStoffEntwicklung“ aus. „FilmStoffEntwicklung“ bietet insgesamt 15 Case Studies, Podiumsdiskussionen, Vorträge und Experten-Gespräche für alle, die sich mit der Entwicklung von Stoffen und Konzepten für Kino, Fernsehen und Neue Medien beschäftigen. Ort: Veranstaltungsräume des Verlags »Der Tagesspiegel«, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin (S-Bhf. Anhalter Bahnhof) Zeit: 05.11.11, 10.00 bis 19.00 Uhr
Mit dem reichhaltigen Repertoire an Veranstaltungen können neue Erkenntnisse erworben werden; es werden Fragen nach unterschiedlichen Erzählweisen aufgeworfen, die emotionale Wirkung der Figuren diskutiert, kontroverse Diskurse zu dramaturgischen Theorien geführt und auch Tipps zur Selbstvermarktung gegeben.

Auswahl an Veranstaltungen:
  • Zombie & Mystery made in Germany - Das deutsche Genre-Kino
  • Nur noch Silberlocken im Kinosaal? Erzählen für ältere Zuschauer
  • Es ist nicht vorbei - Fiktionalisierung von Geschichte im Fernsehen
  • Zauber des Anfangs - Der Debütfilm im öffentlich-rechtlichen Fernsehen
  • Danni Lowinski - Serien-Schreiben im Team
  • Wege zum Ensemble – Neue Dramaturgien II
  • Imaginative Drehbuchaufstellungen mit „Limbic Script“
  • Stromberg – Ralf Husmann über Drehbuchentwicklung
  • Trans-Media-Dramaturgie – Methoden, Moden und Manierismen des interaktiven Erzählens
  • Hell – Die Apokalypse. Jetzt im deutschen Kino
  • Drehbuch fertig, was nun? – Hinweise und Tipps zur Selbstvermarktung von Autoren



8. Anmeldung/Impressum

Erscheinungsdatum: Der BFV-Newsletter erscheint grundsätzlich am Ende eines Kalendermonats. Aus Termingründen sind Verschiebungen des Versandes nicht auszuschließen. Wenn Sie den BFV-Newsletter kostenlos erhalten wollen, melden Sie sich bitte persönlich an unter http://www.connexx-av.de/publikationen_newsletter_bfv.php.

Bei Fragen, Anregungen oder Kritik erreichen Sie uns unter:
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c/o ver.di LBZ Hamburg
Olaf Hofmann
Besenbinderhof 60
20097 Hamburg
fon: 040.28056067, fax: 040.25328815
mail: olaf.hofmann@connexx-av.de

Autor und Texter der Beiträge:
Christoph Brandl

Redaktion: Olaf Hofmann
Impressum und V.i.S.d.P.
Dieser Newsletter wird von Wille Bartz, Geschäftsführer connexx.av GmbH, dem Projekt der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, monatlich herausgegeben.
connexx.av GmbH
c/o ver.di LBZ Niedersachsen
Wille Bartz
Goseriede 10-12
30159 Hannover

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